Der Seele ungeheure Kluft

 Der Seele ungeheure Kluft


Gilbert Belo reflektiert seine eigene Lebensgeschichte, sein Buch ist zugleich Autobiografie, Reisebericht und die Auseinandersetzung mit seiner psychosomatischen Erkrankung. Er schlägt den Bogen von Gil B.`s "Erstem Leben, das im dritten Jahr des mörderischsten aller Kriege, im Kreißsaal eines Kölner Krankenhauses", beginnt, bis zur Wiedergeburt: „Annähernd zwei Jahre müssen vergehen, bis ich Entscheidungen so treffen kann, dass die alten Bilder nicht wiederkommen und allmählich ganz verschwinden. Wir werden nicht versuchen herauszufinden, was schlußendlich das Entscheidende war, das dazu geführt hat. Wichtig ist, dass ich weiß: nun bin ich in der Lage durchzuhalten, wenn meine Seele und mein Verstand ja sagen, und kann darauf bauen, dass im gegebenen Augendblick das Richtige geschieht."

Zuvor lässt Gil B. den Leser teilhaben an dem, was er an Höhen und Tiefen in seinem Leben gesehen hat, seine Versuche, die Tiefen zu überwinden. Zum Beispiel durch Reisen, um die Brücke zum Gil Blas des Johann Christoph Sachse zu schlagen. Die Lebensgeschichte des Gilbert Belo entwickelt sich zum Reisebericht, zur Schilderung seiner Abenteuer und Begegnungen mit fremden Kulturen, um dann plötzlich zur Offenlegung seiner psycho-somatischen Störung zu werden. Bis zu dem Punkt, an dem es vermeintlich nicht mehr weitergeht: „Doch auch das nützt nichts, die Ängste zerreißen meine Gedanken, sie lassen sich nicht abstellen. Ich bin am Ende, auf knapp 60 Kilo zusammengeschrumpft, und eigentlich zu keiner Willensentscheidung mehr fähig."

Daß es doch weitergeht zeigt das Buch, das Gilbert Belo geschrieben hat. Darüber sagt er selbst: "Ich habe meine Ängste aufgeschrieben und ein Buch daraus gemacht, damit möglichst viele lesen können, daß es einen Weg aus der Angst gibt." Das macht Hoffnung für alle, die in ähnlicher Situation sind, wie es Gilbert Belo war. Denn "Gil B. ist auf seinem guten Wege." schreibt Beate Pottmann-Knapp, Psychotherapeutin für Logotherapie und Existenzanalyse, in der Schlußbetrachtung von "Der Seele ungeheure Kluft".


  • Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
  • Verlag: Salem Edition; Auflage: 1 (August 2007)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3980553590
  • ISBN-13: 978-3980553599
 EUR 7.95

Fazit,
 Der Blick auf die Lebensgeschichte des Protagonisten mag einiges erklären: Die schwere Kindheit während der Kriegs- und Nachkriegszeit im zerstörten Köln, das kalte Verhalten der Mutter, der abwesende Vater und schließlich der holprige Aufbruch in Beruf und Ehe. "Warum treiben Gewitter immer geradewegs auf mich zu - sie könnten doch auch in Sichtweite vorbeiziehen, während ich im Sessel sitze und gemütlich eine Pfeife Tabak rauche", fragt er sich. Die Lage ist ernst und es kann noch schlimmer kommen.

Es kommt schlimmer. Doch zunächst drängt es den nicht mehr ganz so jungen Gil fort, er will und muß reisen, entdeckt Südeuropa und Vorderasien für sich. Die Lebensgeschichte entwickelt sich zum lustvollen Reisebericht voller Eindrücke, Abenteuer und Begegnungen mit fremden Kulturen, um dann unvermittelt zur Schilderung einer extremen psycho-somatischen Störung zu werden, der Story einer Krankheit, die zum Schicksal wird. Auf Grund des realitätskonformen Berichts kann dieses Buch im psychotherapeutischen Prozeß aller Fachrichtungen im Sinne der Bibliotherapie eingesetzt und für die Arbeit mit den Patienten herangezogen werden. Das von einer Therapeutin als Schlußbetrachtung gestaltete Kapitel soll die Basis für die LeserInnen sein, sich dem stellen zu können, was die Geschichte in der eigenen Gedanken- und Emotionswelt auslöst.

Das eigene Leben rückbezogen auf seine Inhalte zu betrachten – noch einmal einzutauchen und erkennen, daß oft erst im Nachhinein der Sinnzusammenhang begreifbar wird, Versäumtes gut gemacht oder ausgesöhnt werden kann – bedeutet für den betroffenen Menschen oftmals eine enorme emotionale und moralische Entlastung, eine "Befreiung", in deren Folge gerade auch im fortgeschrittenen Alter noch viel Sinnvolles und Erfüllendes verwirklicht werden kann.

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